Die ganze Vielfalt Prags entdecken am Altstädter Ring

Astronomische Uhr
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Das Herz des ältesten Prager Stadtteils, der Altstadt, pocht am Altstädter Ring, dem zentralen Marktplatz. Um den Platz herum gruppieren sich neben den prächtigen Barock- und Renaissancebauten einige der schönsten Sehenswürdigkeiten Prags: die Teyn-Kirche, das Haus zur Steinernen-Glocke, der Ungelt, das Kinsky-Palais, das Altstädter Rathaus, die St. Nikolaus-Kirche und das Jan-Hus-Denkmal. Heute treffen sich hier Prager und Touristen gleichermaßen.

Vor allem bei schönem Wetter ist ein Platz in einem der Straßencafés sehr beliebt um den Blick über den Platz schweifen zu lassen oder Leute zu gucken. Ebenfalls eignet er sich sehr gut als Ausgangspunkt für eine Kneipentour, z. B. im Rahmen einer Junggesellenparty in Prag. Früher ging es da schon derber zu – hier wurden u. a. die aufständischen Protestanten nach dem 2. Prager Fenstersturz 1621 geköpft.

Teyn-Kirche

Die gothische Kirche, deren voller Namen „Kirche der Jungfrau Maria vor dem Teyn“ ist, wurde von 1365 bis ins 16. Jahrhundert gebaut. Erst dann wurden die beiden Türme Adam und Eva fertiggestellt. Bereits im nächsten Jahrhundert wurde das gotische Innere barock umgestaltet. Dort sind schön ausgestaltete Holzschnitzereien, ein Steinbaldachin und ein Taufbecken aus Zinn sowie das Grab des Astronomen Tycho Brahe, der am Königshof Rudolf II. residierte, zu sehen. Der Eingang am Altstädter Ring liegt etwas versteckt hinter den Arkaden der Tyn-Schule, die später vor die Kirche gebaut wurde.

Altstädter Rathaus

1338 wurde den Bürgern der Alststadt von König Johan von Luxemburg erlaubt, ein Rathaus zu bauen. Sie durften sich von da an selbst verwalten. Das erste Gebäude wurde immer wieder erweitert und umgebaut, anliegende private Häuser wurden gekauft und eingegliedert. Allein die gotische Außenfassade mit ihren Erkern, Türmchen und Spitzbogenfenstern ist sehenswert. Man kann aber auch die Ratsstube und den Sitzungssaal im Innern besichtigen. Auf keinen Fall verzichten sollte man auf den Blick, der einem auf der Aussichtsgalerie des Turms geboten wird. Hier kann man über den ganzen Platz und die weitere Altstadt gucken.

Der eigentliche Anziehungspunkt, vor allem für Touristen, ist die historische astronomische Uhr aus dem 15. Jahrhundert. Tagsüber kann man jede volle Stunde den Umzug der Apostel im oberen Teil der Uhr verfolgen, begleitet von einem Glockenspiel. Außerdem kann man das aktuelle Tierkreiszeichen, das Datum und die Mondphasen ablesen.

Johann-Hus-Denkmal

In der Mitte des Platzes steht das Jan-Hus-Denkmal, das 1915 zum 500. Todestag des Reformators errichtet wurde. Dieser war 1415 wegen seiner Schriften und Anschuldigungen gegenüber der katholischen Kirche als Ketzer verurteilt und verbrannt worden. Darauf brachen in Prag Unruhen aus, die zum 1. Prager Fenstersturz und zu den Hussitenkriegen führten.

Kinsky-Palais
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Kinsky-Palais und Haus zur Steinernen Glocke

Das von 1755 – 1765 errichtete Kinsky-Palais wurde auf Grundmauern zwei weitaus älterer Gebäude gebaut, von dem einen wurden später Überreste romanischer, von dem anderen gotischer Mauern gefunden. Kurz nach der Fertigstellung starb der damalige Besitzer, Graf Goltz (deshalb wird es heute auch oft Goltz-Kinsy-Palais genannt) und seine Witwe verkaufte es an Fürst Kinsky. Noch zwei weitere Persönlichkeiten sind mit diesem Haus verknüpft: die Friedenskämpferin Bertha von Suttner, die hier als Gräfin Kinsky 1843 geboren wurde, und Franz Kafka, der 1883 bis 1891 in das im 2. Stock untergebrachte Gymnasium ging. 1948 verkündete der damalige Präsident Gottwald die kommunistische Machtübernahme vom Balkon des Palais. Heute dominiert das Rokoko-Palais die Ostseite des Platzes.

Rechts neben dem Palais steht das Haus zur Steinernen Glocke. Die gotische Fassade des wohl aus dem 14. Jahrhundert stammenden Hauses wurde erst im letzten Jahrhundert unter einer Barockfassade entdeckt und freigelegt. Heute dient es als Veranstaltungsort für Ausstellungen und Konzerte.

Ungelt

Dieser neben der Teynkirche angesiedelte Häuserkomplex erhielt seinen Namen durch seine ursprüngliche Funktion als Handelshof. Seit dem 11. Jahrhundert gab es an dieser Stelle einen umzäunten Hof, an dem fremde Kaufleute ihre Ware verkaufen durften. Dafür mussten sie Zölle (genannt Ungelt) bezahlen. Das bedeutendste Gebäude ist heute das Renaissancepalais Granovsky mit seinem Arkadenrundgang und taskanischen Elementen.