Wenn die Tage kurz werden und der Atem in der kalten Luft kleine Wölkchen bildet, verwandeln sich viele Städte in leuchtende Winterkulissen. Auf historischen Plätzen entstehen kleine Dörfer aus Holzbuden, aus denen der Duft von Glühwein, Zimt und gebrannten Mandeln strömt. Zwischen Fachwerk, Stadtmauern oder imposanten Kathedralen entfaltet sich ein stimmungsvolles Panorama, das ideal für eine kurze Auszeit vom Alltag ist.
Weihnachtsmärkte haben in den deutschsprachigen Regionen eine jahrhundertealte Tradition. Bereits im 15. Jahrhundert wurden in Städten wie Dresden und anderen Orten vorweihnachtliche Märkte abgehalten, die ursprünglich vor allem der Versorgung mit Fleisch und Lebensmitteln für das Fest dienten. Heute stehen Genuss, Begegnung und festliche Atmosphäre im Mittelpunkt – und genau das macht viele dieser Märkte so attraktiv für einen Wochenendtrip.
Ob großstädtisches Flair mit Skyline und Fluss, romantische Altstadtgassen oder barocke Plätze: Zwischen Nord- und Süddeutschland liegen zahlreiche Weihnachtsmärkte, die jeweils ein eigenes Profil entwickelt haben. Manche sind für traditionelles Handwerk bekannt, andere für aufwendig geschmückte Buden, wieder andere für ihre Bühnenprogramme oder regionalen Spezialitäten. Viele Märkte liegen zudem fußläufig zu Bahnhöfen und Innenstädten, was eine entspannte Anreise ohne Auto erleichtert.
Besonders eindrucksvoll wird der Besuch am Abend. Dann spiegeln sich die Lichterketten in nassem Kopfsteinpflaster, Kirchtürme ragen dunkel in den Himmel und über allem liegt ein leises Murmeln von Gesprächen und Musik. Gerade auf Kurzreisen entsteht so schnell ein Gefühl von „raus aus dem Alltag“. Die Mischung aus historischen Kulissen, kulinarischen Genüssen, Musik und stimmungsvoller Beleuchtung sorgt dafür, dass ein Wochenende auf Deutschlands Weihnachtsmärkten noch lange nachklingt.
Nürnberg: Der Christkindlesmarkt als Klassiker
Tradition auf dem Hauptmarkt
Der Nürnberger Christkindlesmarkt gilt als einer der weltweit berühmtesten Weihnachtsmärkte und blickt auf mehrere Jahrhunderte Geschichte zurück. Offiziell findet er heute auf dem Hauptmarkt im Herzen der Altstadt statt, umgeben von Frauenkirche, Rathaus und historischen Fassaden. Rot-weiß gestreifte Dächer, der Blick auf die Kaiserburg und ein Meer aus Lichterketten schaffen ein besonders dichtes Weihnachtsambiente, das sich hervorragend mit einem Wochenendaufenthalt in der Stadt verbinden lässt.
Typisch für Nürnberg sind die regionalen Spezialitäten, die an nahezu jeder Ecke angeboten werden: Nürnberger Rostbratwürste im Brötchen, Elisenlebkuchen und die berühmten Zwetschgenmännla aus Trockenpflaumen. Daneben laden der Markt der Partnerstädte sowie eine eigens gestaltete Kinderweihnacht mit Karussell und Mini-Eisenbahn zu einem entspannten Bummel ein. Durch die kompakte Altstadt liegen viele Sehenswürdigkeiten dicht beieinander, sodass Stadtbesichtigung und Marktbesuch an einem Wochenende gut kombiniert werden können.

Dresden: Adventszauber auf dem Striezelmarkt
Zwischen Stollen, Holzkunst und Riesenpyramide
Der Dresdner Striezelmarkt auf dem Altmarkt wird gern als einer der ältesten Weihnachtsmärkte Deutschlands bezeichnet. Bereits 1434 ist ein Vorläufer urkundlich belegt, der damals zunächst als eintägiger Fleischmarkt diente. Inzwischen zieht der Markt mit mehreren Hundert Ständen und zahlreichen Besuchern Menschen aus aller Welt an und verwandelt die barock geprägte Innenstadt in ein Adventsdorf.
Dresden ist untrennbar mit Christstollen verbunden, der hier als „Striezel“ eine lange Geschichte hat. Passend dazu gibt es Stollenbäckereien, Schaubacken und einen eigenen Stollenfesttag, an dem ein riesiger Riesenstollen angeschnitten wird. Dazu kommen erzgebirgische Holzkunst, Schwibbögen und traditionell gefertigte Räuchermännchen, die in ihrer Vielfalt selten zu finden sind. Ein besonders stimmungsvolles Bild entsteht, wenn der große Weihnachtsbaum und die monumentale Weihnachtspyramide in der Dunkelheit leuchten – ideal für einen ausgedehnten Abendspaziergang nach einem Sightseeingtag an Elbe, Frauenkirche und Residenzschloss.
Ein hoher Weihnachtsbaum und moderne Sicherheitskonzepte unterstreichen die Bedeutung des Marktes für die Stadt. Eine rund 20 Meter hohe Tanne, geschmückt mit Lichtern und einem Stern, bildet den strahlenden Mittelpunkt des Geschehens und macht den Altmarkt zum leuchtenden Herz des Dresdner Advents.
Berlin: WeihnachtsZauber am Gendarmenmarkt
Kunsthandwerk vor klassischer Kulisse
Mitten im historischen Zentrum Berlins findet der WeihnachtsZauber am Gendarmenmarkt statt, flankiert von Deutschem und Französischem Dom sowie dem Konzerthaus. Jährlich zieht der Markt viele Besucher an und gilt mit seinem hochwertigen Kunsthandwerk, der stimmungsvollen Beleuchtung und einem abwechslungsreichen Bühnenprogramm als einer der edelsten Weihnachtsmärkte der Hauptstadt.
Besonders reizvoll für einen Wochenendtrip ist die Verbindung von Marktbesuch und Stadterkundung. In wenigen Gehminuten liegen Prachtstraßen wie Unter den Linden, die Museumsinsel oder das Brandenburger Tor. Im Inneren der Zelte präsentieren Kunsthandwerker ihre Produkte – von Glasbläserei über Keramik bis zu Textildesign. Gleichzeitig sorgen Restaurants und Gourmetstände für eine feine Auswahl an Speisen, die weit über den Klassiker Bratwurst hinausgeht. Ein kleines Eintrittsgeld zu bestimmten Zeiten begrenzt den Andrang und sorgt für ein ruhigeres Erlebnis als auf vielen frei zugänglichen Plätzen.
Köln: Dompanorama und Rheinromantik
Weihnachtsmarkt am Kölner Dom
In Köln entfaltet sich der wohl bekannteste Weihnachtsmarkt direkt vor der imposanten Kulisse des Kölner Doms. Zwischen Domplatte und Roncalliplatz reihen sich zahlreiche Buden um einen zentralen Weihnachtsbaum. Jahr für Jahr strömen Millionen Menschen über den Platz, was den Markt zu einem der meistbesuchten Weihnachtsmärkte Deutschlands macht.
Das Angebot reicht von Kunsthandwerk und Schmuck über regionale Köstlichkeiten bis zu Bio-Spezialitäten und einem vielfältigen Bühnenprogramm mit vielen kostenlosen Veranstaltungen pro Saison. Der Markt legt außerdem Wert auf Nachhaltigkeit und ist als Veranstaltung zertifiziert, was unter anderem in Abfallkonzepten und Energieversorgung sichtbar wird. Durch die Lage in unmittelbarer Nähe des Hauptbahnhofs eignet sich Köln hervorragend für einen spontanen Wochenendtrip per Zug, bei dem sich Bummel am Rhein, Museumsbesuche und Weihnachtsstimmung problemlos verbinden lassen.
Stuttgart und München: Großstadtmärkte mit Tradition
Stuttgarter Weihnachtsmarkt in der Innenstadt
Der Stuttgarter Weihnachtsmarkt erstreckt sich über mehrere Plätze der Innenstadt, darunter Schlossplatz, Schillerplatz, Karlsplatz und Marktplatz. Mit rund 300 liebevoll dekorierten Holzständen zählt er zu den größten Märkten Deutschlands. Besonders bekannt sind die aufwendig geschmückten Hüttendächer, die alljährlich in einem Wettbewerb prämiert werden, sowie Live-Konzerte im Innenhof des Alten Schlosses.
Ein zusätzlicher Anziehungspunkt ist der Bereich auf dem Karlsplatz, auf dem Antiquitäten und kunsthandwerkliche Waren angeboten werden – von alten Büchern über Schmuck bis zu Porzellan. In Kombination mit den Museen, der modernen Architektur um den Schlossplatz und Ausflügen auf die nahegelegenen Weinberge ergibt sich ein vielseitiges Programm für ein Adventswochenende.
Munich Christkindlmarkt am Marienplatz
In München bildet der Christkindlmarkt auf dem Marienplatz den Mittelpunkt des vorweihnachtlichen Geschehens. Die Wurzeln dieses Marktes reichen bis ins frühe 14. Jahrhundert zurück, als hier ein „Nikolaimarkt“ abgehalten wurde, der später zum Christkindlmarkt wurde. Heute säumen zahlreiche Stände den Platz vor dem neugotischen Rathaus und einigen angrenzenden Straßen.
Ein weithin sichtbares Symbol des Marktes ist der hohe Christbaum auf dem Marienplatz, der seit Jahrzehnten jedes Jahr von einer Gemeinde aus Bayern oder den Alpenländern gestiftet und mit Tausenden von Lichtern geschmückt wird. Ergänzt wird der Markt durch einen traditionsreichen Krippenmarkt nahe St. Peter, der als einer der größten seiner Art in Deutschland gilt. Für ein Wochenende bietet sich die Kombination aus Christkindlmarkt, Museen rund um den Königsplatz und Spaziergängen durch die Altstadt bis hinauf zur Isar besonders an.

Rothenburg ob der Tauber und Lübeck: Romantik und Hanseflair
Reiterlesmarkt im mittelalterlichen Rothenburg
Rothenburg ob der Tauber gilt mit seiner vollständig erhaltenen Stadtmauer, den Türmen und Fachwerkhäusern als Sinnbild einer mittelalterlichen Kleinstadt. In dieser Kulisse findet der Reiterlesmarkt statt, der sich zwischen Marktplatz, Grünem Markt, Kirchplatz und dem Innenhof des Rathauses erstreckt. Über viele Jahrhunderte gewachsene Traditionen haben den Markt zu einem der stimmungsvollsten in Bayern werden lassen.
Zur Eröffnung reitet das sagenumwobene „Reiterle“ hoch zu Ross auf den Platz, bevor der große Weihnachtsbaum inmitten der Altstadt erstrahlt. Während der Adventszeit ist die gesamte Innenstadt in warmes Licht gehüllt; das Weihnachtsmuseum und die großen Fachgeschäfte rund um Weihnachtsschmuck machen Rothenburg zusätzlich zu einem ganzjährigen Pilgerort für Weihnachtsfans.
Lübeck: Weihnachtsstadt des Nordens
Lübeck präsentiert sich in der Adventszeit als „Weihnachtsstadt des Nordens“. Der traditionelle Weihnachtsmarkt in der von der UNESCO geschützten Altstadt wird bereits seit dem 17. Jahrhundert erwähnt und nutzt die historischen Backsteinfassaden der alten Hansestadt als atmosphärische Kulisse. Die Beleuchtung der Gassen und Plätze hebt dabei besonders das Holstentor und die großen Kirchen hervor, was bei einem Spaziergang durch die Altstadt ein eindrucksvolles Bild ergibt.
Neben klassischen Ständen mit Marzipanspezialitäten, Kunsthandwerk und Gastronomie gibt es in Lübeck verschiedene thematische Märkte, darunter einen Markt unter Glasdomen mit kunstvoll arrangierten Dekorationen. Durch die Nähe zur Ostsee lässt sich ein Wochenende in der Hansestadt auf Wunsch um Ausflüge ins Umland ergänzen – etwa zu winterlichen Spaziergängen an der Küste.
Fazit: Ein Wochenende reicht selten – aber es lohnt sich
Deutschlands Weihnachtsmärkte zeigen, wie unterschiedlich vorweihnachtliche Stimmung aussehen kann. Zwischen der Grandezza des Nürnberger Hauptmarkts, der barocken Pracht Dresdens, dem urbanen Flair Berlins, der Domkulisse in Köln, den großen Innenstadtmärkten in Stuttgart und München sowie der romantischen Enge von Rothenburg oder dem hanseatischen Lübeck spannt sich ein weiter Bogen an Eindrücken. Jede dieser Städte bringt eigene Geschichte, typische Spezialitäten und ein unverwechselbares Stadtbild mit ein.
Für kurze Reisen bieten sich Weihnachtsmärkte besonders an, weil sie meist zentral liegen und sich ohne großen Aufwand mit kulturellen Angeboten verbinden lassen. Museen, Kirchen, Stadtführungen oder Spaziergänge am Fluss liegen häufig nur wenige Schritte vom Marktgeschehen entfernt. Dank dichter Bahnverbindungen und einer großen Auswahl an Unterkünften ist ein Adventswochenende in vielen dieser Städte unkompliziert planbar.
Gleichzeitig steckt hinter Lichterglanz und Glühweinduft viel Engagement: überlieferte Traditionen, regionales Handwerk, Sicherheits- und Nachhaltigkeitskonzepte sowie sorgfältig zusammengestellte Programme. Wer auch nur eines dieser Ziele besucht, nimmt weit mehr mit als ein paar Souvenirs – nämlich Erinnerungen an Plätze, an denen Geschichte, Gegenwart und festliche Stimmung auf besonders stimmige Weise zusammenkommen.
