Im Urlaub an der Nordsee lohnt es sich, auch das Hinterland zu erkunden. Die typisch ostfriesischen Dörfer laden zum Verweilen und entdecken ein.
Das Dorf Engerhafe liegt in der ostfriesischen Gemeinde Südbrookmerland und verfügt über rund 600 Einwohner, die verstreut über das Areal des Dorfes wohnhaft sind. Etwas größere Ansiedelungen befinden sich westlich und östlich der Bundesstraße B 72, wobei westlich an der Straße „Engerhafer Loog“ etwas mehr Wohnhäuser befindlich sind, als östlich der Bundesstraße.
Die wesentlichen Besonderheiten der landwirtschaftlich geprägten Ortschaft befinden sich allerdings allesamt im dünner besiedelten Teil östlich der Bundesstraße an der Straße namens „Kirchwyk“.
Diese Besonderheiten des kleinen ostfriesischen Dorfes, die auch dazu beitragen, dass der Ort von vielen Ausflüglern aufgesucht wird, stellen Ihnen die nachfolgenden Abschnitte kurz vor.
Die Engerhafer Kirche: ein sehenswerter Sakralbau
Eine schon von Weitem unübersehbare Sehenswürdigkeit Engerhafes ist die Johannes-der-Täufer-Kirche, die nur etwas mehr als hundert Meter entfernt von der Bundesstraße an der Straße „Kirchwyk“ befindlich ist. Die Errichtung dieses wuchtigen Kirchbaus geht bis in das 13. Jahrhundert zurück, wobei am Sakralbau sowohl der romanische Baustil als auch gotische Elemente bestaunt werden können.
Wer die Gelegenheit hat, sollte sich den wuchtigen Kirchbau nicht nur von außen betrachten, sondern auch einen Blick in das Innere der Kirche werfen. Dort gibt es schließlich sakrale Kunstwerke wie den sehenswerten Altar, die schöne Kanzel und die Orgel, dessen Gehäuse noch aus dem 18. Jahrhundert stammt.
Weiterhin lohnt es noch auch dem separat der Kirche stehendem Glockenturm, der heute eine beachtliche Schieflage aufweist, Beachtung zu schenken.
Engerhafe und das Konzentrationslager
Da es in Engerhafe eine Außenstelle des KZ Neuengamme gab, können interessierte Menschen sich dort auch mit den wohl dunkelsten Zeiten der deutschen Geschichte auseinandersetzen. So wurden in der sehr primitiven Außenstelle des Konzentrationslagers rund 2.000 Menschen gefangen gehalten, die dort unter erbärmlichen Zuständen leben mussten. Unter den KZ-Häftlingen waren vorwiegend Menschen polnischer Herkunft, aber auch viele Menschen anderer Nationen wie Russen, Esten, Litauer, Niederländer und Franzosen. Am Tage wurden die Häftlinge in die Nähe der Stadt Aurich verbracht, wo sie unter schwersten Bedingungen einen Panzerabwehrgraben ausheben mussten. Obgleich die Außenstelle des Konzentrationslagers nur relativ kurze Zeit bestand, kamen dort fast 200 Häftlinge ums Leben, die in einem Massengrab verscharrt wurden.
Auf dem Friedhof der Johannes-der-Täufer-Kirche erinnert heute ein Gedenkstein an die damaligen Geschehnisse. Auf dem Stein ist der gegenwärtig etwas verwitterte Schriftzug „Hier ruhen Opfer des Faschismus“ zu lesen.
Neben diesem Gedenkstein gibt es noch zwei weitere, auf denen die Namen aller im KZ umgekommenen Menschen verzeichnet sind. Zudem befinden sich dort noch Gräber von Opfern, die nach dem Krieg durch einen französischen Suchdienst aus dem Massengrab exhumiert und dort anschließend in würdigeren Einzelgräbern bestattet wurden.
Wer sich noch weiter über die Geschehnisse in der ehemaligen KZ-Außenstelle informieren möchte, kann noch die „Alte Pastorei“ aufsuchen, die sich auf der, der Kirche gegenüberliegenden, Straßenseite befindet. In diesem sehr alten und sehenswerten Steinhaus, in dem bis vor ein paar Jahren Geistliche lebten, gibt es im Obergeschoss heute eine entsprechende Ausstellung. Diese wird vom „Verein Gedenkstätte KZ Engerhafe e.V“ betrieben, auf dessen Internetseiten Sie unter https://www.gedenkstaette-kz-engerhafe.de/ weitere Informationen vorfinden. Dort finden Sie auch Kontaktmöglichkeiten, um ggf. Informationen zu Öffnungszeiten zu erhalten.
Fazit
Ein Besuch der Ortschaft Engerhafe ist vor allem Ostfrieslandurlaubern zu empfehlen, die eine weitere interessante Etappe im Rahmen von Ausflügen in der ostfriesischen Gemeinde Südbrookmerland aufsuchen möchten. So bietet sich Engerhafe als Etappenziel für Menschen an, die beispielsweise von der Küste aus Ausflüge zum Feriengebiet am Großen Meer, zum Moordorfer Moormuseum oder zum Dörpmuseum in Münkeboe unternehmen möchten. Wer genügend Zeit für derartige Ausflüge einplant, kann diese interessanten Ziele im Übrigen alle im Rahmen einer kleinen Rundtour am besten mit dem Fahrrad aufsuchen.