Die Sahelzone

Sahelzone
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Der Begriff „Sahel“ stammt aus dem Arabischen und bedeutet übersetzt „Ufer“. Anderen Quellen zufolge könnte der Begriff auch mit „flaches Land“ übersetzt werden. Diese Herkunft lässt sich ebenfalls aus dem Arabischen, von dem Wort „Sahil“ ableiten.
In der Vergangenheit war die Region der Sahelzone für die umherziehenden Nomaden ein rettendes Ufer. Im Gegensatz zu der nördlich gelegenen Sahara ist die Vegetation vielfältiger und üppiger. Dies liegt unter anderem an den in der Zone befindlichen Gewässern wie dem Nil oder dem Tschadsee. Diese Zone verläuft von der westlichen Atlantikküste quer durch Afrika bis an das östliche Rote Meer. Insbesondere die Desertifikation (die Ausdehnung der Wüstengebiete) stellt für die Region ein großes Problem dar. Aufgrund der vergangenen Nutzung des Landes durch den Menschen gibt es keine Anpassung an die Ausdehnung der Wüste. Dieser Entwicklung soll mit verschiedenen Maßnahmen entgegengewirkt werden. In der Vergangenheit galt die Sahelzone als blühende Region. Zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert waren Hungersnöte nicht bekannt. Für die Herden gab es auch in trockenen Jahren ausreichend Nahrung.

Das Wichtigste in Kürze

  • Bei der Sahelzone handelt es sich um einen ca. 400 bis 800 Kilometer breiten und knapp 7.000 Kilometer langen Streifen in Afrika zwischen der Sahara und den Feuchtgebieten im Sudan.
  • Im Bereich der Sahelzone leben ca. 30 Millionen Menschen und die Region ist von zahlreichen Konflikten der unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen geprägt.
  • Die Region der Sahelzone ist von einer extremen Trockenheit gekennzeichnet.
  • Die Sahelzone befindet sich hauptsächlich in den folgenden sieben Ländern: Senegal, Mauretanien, Mail, Burkina Faso, Niger, Tschad und Sudan. Teilweise werden die Länder Gambia, Nigeria, Äthiopien und Eritrea noch mit dazu gezählt.
  • Die Sahelzone ist von einer starken Desertifikation („Ausdehnung der Wüste“) geprägt.

Die Historie der Sahelzone

Vor ca. 5.000 Jahren lebten in der Region verschiedene Tiere wie der Elefant, Büffel oder Antilopen. In der Steppenvegetation fanden die Tiere ausreichend Nahrung zum Überleben. Durch die Sahelzone reisten früher viele Menschen als Nomaden von einem Ort zu dem nächsten. Während des Mittelalters gab es in der Region zahlreiche Königreiche, welche jeweils von dem Handel durch die Sahara lebten. Dabei spielte auch der Sklavenhandel eine große Rolle. In der Folge wurde die Region von europäischen Ländern erobert. Wie in vielen anderen Ländern Nordafrikas auch, insbesondere durch die Franzosen.

Allgemeine Informationen zu der Sahelzone

In der Gegenwart ist die Sahelzone vorwiegend aufgrund der Dürren und den damit verbundenen Lebensbedingungen bekannt. Die Sahelzone verläuft zwischen dem 14. und 18. Grad nördlicher Breite. Die riesige Region umfasst in Summe ca. zwei Millionen Quadratkilometer. Je nach Region gibt es eine unterschiedliche, aber durchgängig geringe Niederschlagsmenge. In der Sahelzone gibt es kaum Berge, das Land ist in den meisten Regionen flach.

Wichtige Informationen zu dem Klima und der Vegetation

Das Klima in der Sahelzone ist trocken. Im Norden ist der durchschnittliche Niederschlag pro Jahr mit 150 mm pro Quadratmeter extrem gering. Im südlichen Bereich sind es ca. 500 mm per Anno. Aufgrund dieser geringen Niederschläge kommt es zu verheerenden Dürreperioden. Grundsätzlich kann das Klima als semiarid bezeichnet werden. Diese Klimaform zeichnet sich durch die in der Sahelzone üblichen langen Dürrephasen aus, welche nur kurzzeitig von Regenphasen unterbrochen werden. Innerhalb einer Regenphase fällt teilweise so viel Niederschlag, dass Überschwemmungen entstehen können. Grundsätzlich fallen die Niederschläge extrem unregelmäßig aus. Mitunter gibt es mehrere Jahre, in denen gar kein Regen fällt.
In der Sahelzone existieren keine klassischen Jahreszeiten wie in Europa. Regen- und Trockenzeiten wechseln sich ab. Üblicherweise ist der Höhepunkt der Regenzeit im August.
Angepasst an das Klima ist die Vegetation in der Region sehr spärlich. Üblich sind in den Kernbereichen die Dorn- bzw. Strauchsavanne. In diesen Bereichen gibt es wenige Sträucher und Gräser. In den nördlichen Bereichen geht es in die Halbwüste über. Im Süden dominieren in der Trockensavanne hohe Grasflure und ein lichter Bestand an Bäumen
Während des gesamten Jahres sind die Temperaturen in dem Gebiet sehr hoch. Die Durchschnittstemperatur liegt in jedem Monat über 20 Grad Celsius.

Das landwirtschaftliche Nutzungspotenzial der Region

Insbesondere in den Ländern Mali und Burkina Faso gibt es sehr wenige natürliche Ressourcen. Aufgrund der klimatischen Besonderheiten ist eine effektive Nutzung des Bodens zum Anbau von Nahrungsmitteln nicht möglich. An den Flusstälern und in einigen wenigen Bereichen können Mais, Reis und Hülsenfrüchte angebaut werden. Die Anbaumöglichkeiten reichen in Summe nicht aus, um die eigene Bevölkerung zu ernähren. Einige vorhandene Produkte wie Mangos, Sesam oder Nüsse können exportiert werden, um wichtige Einnahmen zu generieren. Erschwerend kommen in einigen Bereichen die Tsetsefliegen hinzu, wodurch bspw. Flusstäler nicht als Weidefläche genutzt werden können.
In den südlichen Regionen der Sahelzone findet überwiegend Ackerbau statt. Als Anbauprodukte sind Hirse oder Maniok, die Tropenkartoffel, üblich.

Die Bevölkerungsentwicklung in der Sahelzone

In der Region wächst die Anzahl der Bewohnerinnen und Bewohner schneller als anderen Regionen. Mit dem starken Bevölkerungswachstum entsteht ein höherer Bedarf an Wasser und Ressourcen.

Die Wasservorräte:

Vor dem Hintergrund der sehr geringen Niederschlagsmengen gibt es in der Sahelzone kaum Dauerflüsse. Viele Seen, Flussbetten oder Senken trocknen während der Trockenphase vollständig aus. In den Tiefen wurden in der Vergangenheit einige Vorräte an Grundwasser gefunden. Die Förderung ist jedoch beschwerlich.
Die großen Flüsse wie der Niger oder der Nil entspringen in deutlich feuchteren Gebieten. Bei der Durchquerung der Sahelzone verlieren auch diese Flüsse durch die Verdunstung enorm viel an Wasser.

Die industriellen Nutzungsmöglichkeiten:

In der gesamten Sahelzone gibt es nur wenige industrieverarbeitende Betriebe. Zu einem Großteil werden Tier- und Agrarprodukte verarbeitet. Die Anzahl der in der Industrie tätigen Personen liegt in den meisten Bereichen bei unter zwei Prozent der Erwerbstätigen. In den meisten Ländern wird aufgrund der geringen Ressourcen deutlich mehr importiert als exportiert. Zu den Exporten zählen bspw. Schuhe, Felle, Textilien und mit dem höchsten Anteil Baumwolle.

Die ökologischen Rahmenbedingungen:

Innerhalb der Sahelzone ist die Industrialisierung und Motorisierung sehr gering. Im Gegensatz zu vielen anderen und „weiter entwickelten“ Ländern kommt es aufgrund dieses Zustandes zu deutlich geringeren Umweltbelastungen durch den Menschen in der Region der Sahelzone. Aufgrund dieser Gegebenheiten gibt es in der Region keine starken Beeinträchtigungen. Die Entwicklungen, die der Mensch aufgrund seiner Lebensweise befördert, ist die Forcierung der Desertifikation.

Die Desertifikation der Sahelzone:

Aufgrund der Besonderheiten in Bezug auf das Klima und der steigenden Bevölkerungsanzahl kommt es zur Knappheit von Wasser, der Überweidung und der Reduzierung der Fruchtbarkeit des Bodens. Aufgrund dieser Faktoren kommt es zur Ausdehnung der Wüste, welche als Desertifikation bezeichnet wird. Der Begriff stammt aus dem Lateinischen und heißt übersetzt „verwüsten“. In Summe gingen in ca. 50 Jahren rund 800.000 Quadratkilometer Weideland verloren. Mit dieser Entwicklung stellen sich weitere Folgeschäden, wie die großen Bevölkerungswanderungen oder Überflutungen ein.
Die Entwicklung geht auch stark auf den erhöhten Bedarf an Lebensmitteln in Zusammenhang mit dem Bevölkerungsanstieg zurück. Im Resultat wurden die Herden der Nomaden sowie die Nutzflächen der Ackerbauern vergrößert. Diese Vergrößerung fand auch in Gebieten mit deutlich geringerem Niederschlag statt. Infolgedessen wurden die Ernten deutlich schlechter und ineffizienter.

Die Maßnahmen gegen die Desertifikation:

Entscheidend für eine dauerhafte Entwicklung zur Reduzierung der Desertifikation ist die Einbeziehung der vor Ort lebenden Menschen. Anleitungen und Hilfe zur Selbsthilfe sind essenziell, um den Tendenzen der Desertifikation dauerhaft bewältigen zu können. Um der Entwicklung entgegenzuwirken, wurden viele Programme aufgesetzt.
In Burkina Faso gibt es bspw. die Projekte „Patecore“ und „Programme Sahel Burkanbè“. So haben sich im Rahmen der Programme Schutzmaßnahmen gegen die fortschreitende Erosion in Form von lang gezogenen Dämmen als gute Möglichkeit erwiesen. Mit den technischen Maßnahmen konnten Ackerbauflächen zurückgewonnen werden. Ergänzend dazu wurden im Rahmen der Programme die Bewohnerinnen und Bewohner beraten. Dabei ging es bspw. um die Einbindung in gezielte Maßnahmen zur Rehabilitation der Fruchtbarkeit der Böden. Dabei war die Teilnahme mit über 90 Prozent der Gemeinden sehr groß. Die Ausbildungsprogramme wurden von Männern und Frauen besucht.
Im Resultat wurde die Durchführung der Erosionsschutzmaßnahmen in den jährlichen Kalender aufgenommen, sodass die Arbeit stetig fortgesetzt wird.
Dabei wurden von der Gesellschaft für technische Zusammenarbeit (GTZ) auch diverse Materialien sowie Transportkapazitäten zur Verfügung gestellt.
Ein weiteres Programm ist die „Great Green Wall“. Bei „Afrikas Grüner Mauer“ handelt es sich um ein grünes Band an gepflanzten Bäumen. Diese wurden quer durch Afrika gepflanzt und sollen die Aufforstung fördern. Im Resultat wird die Erosion des Bodens minimiert.

Die Erfolge der Maßnahmen gegen die Desertifikation:

Die unterschiedlichen Projekte können verschiedene Erfolge bzw. Entwicklungen aufweisen. Das Projekt „Patecore“ wird bspw. als eines der erfolgreichsten deutschen Entwicklungshilfeprojekte in ganz Afrika bewertet. Seit dem Projektstart konnten in einem Zeitraum von zwölf Jahren ca. 60.000 Hektar landwirtschaftliche Fläche nutzbar gemacht werden. Von dieser Fläche können nunmehr ca. 40.000 Menschen leben. Dabei sind insbesondere die nachhaltig abgesicherten Versorgungsmöglichkeiten mit Nahrung und die verbesserten Lebensbedingungen der Menschen zu betonen. Ergänzend dazu konnte die Armut deutlich reduziert werden und die Anzahl der Flüchtlinge wurde ebenfalls gesenkt.
Das Projekt „Programme Sahel Burkanbè“ versucht hauptsächlich durch Kommunikation und Vernetzung eine Verbesserung der Verhältnisse vor Ort herbeizuführen. Alle Nutzergruppen sollen im Rahmen des Programmes Berücksichtigung finden. Eine Reduzierung der Konflikte steht ebenfalls auf der Agenda des Programms. Durch die Überschneidungen von den Wegen der Wanderhirten mit den Ackerbauern kommt es teilweise zu regionalen Konflikten. Durch eine gezielte Aufklärung kann die Akzeptanz zwischen den unterschiedlichen Gruppen deutlich gesteigert werden. Konkret werden unter anderem gezielt Dornbüsche gepflanzt, welche die Routen klar markieren, sodass keine Doppelbelastung in diesen Bereichen erfolgt. Weiterhin werden die Aufforstung und das Wissen über die Vorzüge dieser Maßnahmen im Rahmen des Projektes unterstützt. Im Resultat kann der Ernteertrag durch die Maßnahmen um bis zu 100 Prozent gesteigert werden.
Ein weiterer Erfolg im Rahmen der verschiedenen Programme ist, dass es in der Region mittlerweile mehr als 2.000 geschulte Bauerberater gibt, welche die Hilfe vor Ort steuern und weitere Berater anlernen können.

Welche weiteren Maßnahmen können der Desertifikation der Sahelzone entgegenwirken?

Um die Entwicklung sofort vor Ort zu optimieren, liefern verschiedene Entwicklungsorganisationen und andere Institutionen Lebensmittel und Medikamente in die Region. Auch mithilfe einer personellen Unterstützung, bspw. von Medizinern oder Entwicklungshelfern, kann direkt vor Ort Unterstützung geleistet werden.
Langfristig ist insbesondere die zielgerichtete Aufforstung von Bäumen und Sträuchern wichtig. Weiterhin sollte die knappe Ressource des Wassers nachhaltiger genutzt werden. So kann bspw. durch Tröpfchenbewässerung und auch durch ein dürreresistentes Saatgut eine effektivere Nutzung erfolgen. Mit dem Bau von Dämmen kann verhindert werden, dass vorhandenes Regenwasser zu schnell abfließen kann.
Perspektivisch kann die in der Region sehr häufig scheinende Sonne optimaler genutzt werden. Mit verschiedenen Programmen könnten Solarparks zur Energiegewinnung hergestellt werden. Die hohen Kosten würden sich langfristig amortisieren, da die gewonnene Energie genutzt werden kann.

Der Tourismus in der Sahelzone

Die Anzahl der Touristen in der Region ist sehr gering. Im Gegensatz zu vielen anderen Regionen auf der Welt gibt es keine wirklichen Anreize für eine Reise in die Region. In Form von Hilfsexpeditionen und Entwicklungshilfen wird die Zone immer wieder von verschiedenen Besuchern bereist. Dazu zählen bspw. Studierende, Forscherinnen und Forscher sowie anderen Menschen, die helfen wollen. Ein weiterer Aspekt der fehlenden Touristen ist die teilweise sehr schlechte soziale Lage in den Ländern. Aufgrund der geringen Ernährungskapazitäten ist es für die Touristen sehr beschwerlich, allein ausreichend Nahrung zu bekommen. Weiterhin besteht in vielen Städten und Bereichen eine hohe Kriminalitätsrate. Zudem gibt es erschwerte Einreisebedingungen in Form von vielen notwendigen Impfungen. Dennoch gibt es auch positive Aspekte wie die Herzlichkeit der Menschen und die Stille in der Wüste.

Die Sahelzone mit vielen ungelösten Konflikten

Neben den natürlichen Schwierigkeiten gibt es in der Region durch islamistische Rebellen, die Boko Haram-Rebellen oder verschiedene andere militante Gruppen diverse Konflikte. Durch diese Umstände werden der Handel und der kulturelle Austausch deutlich erschwert. Ein Hauptfaktor dieser Entwicklung ist der militante Islamismus. So bildete sich in den vergangenen Jahren in der Region eine eigene Gruppierung mit dem Namen „Islamischer Staat der Großen Sahara“. Diese sorgten immer für Gewaltverbrechen, welche die instabile Lage in der Region weiter beförderte.
Ergänzend dazu gab es diverse Revolten innerhalb der Länder. Unzufriedene Bevölkerungsgruppen lehnten sich zunehmend gegen die jeweiligen Staatsgefüge auf und wollen teilweise Unabhängigkeit erreichen.
Aufgrund der Konflikte sind die Entwicklungen auf Basis der Förderprogramme in Gefahr. Die besprochenen und vor einigen Jahren abgestimmten Vereinbarungen zwischen Nomaden und Ackerbauern haben durch die Konflikte mitunter die Gültigkeit verloren.